Hallo liebe Leser,
hier nun für euch heute das wichtigste und die aktuellsten Erkenntnisse über das Laufen.
Viel Spaß beim Lesen.
"Seit etwa fünf Millionen Jahren laufen der Mensch und seine Vorfahren
auf zwei Beinen. Barfuß – bis zur Erfindung der Schuhe vor etwa 40000
Jahren. Da liegt es auf der Hand, dass Laufexperten den Trend zum
Barfußlaufen propagieren. Denn was viele Jahrmillionen funktioniert hat,
kann ja nicht prinzipiell schlecht sein. So raten immer mehr Laufgurus
zum „Natural Running“, entweder barfuß oder – als Tribut an harte
Asphaltböden – in Minimalschuhwerk („Barfußschuhen“)."
Beim Laufen gibt es unterschiedliche Bewegungsausführungen:
- Barfußlaufen
- Laufen mit Schuhen mit starker Dämpfung
- Laufen mit Minimalschuhen
Beim Laufen barfuß oder mit
Minimalschuhen setzen die meisten Läufer bei der Landung den Fuß im
Bereich der Zehenballen auf. Ein geringerer Prozentsatz berührt im
Mittelfußbereich als Erstes den Boden, und die allerwenigsten setzen mit
der Ferse zuerst auf. Biomechanisch betrachtet, ist es durchaus sinnvoll, mit dem Zehenballen,
dem Vorfuß, aufzusetzen. Dadurch wird die Stoßkraft beim Aufsetzen am
besten abgefedert, denn die Wadenmuskulatur, die über die Achillessehne
am Fersenbein ansetzt, verhindert, dass der Rückfuß beim Aufsetzen auf
dem Boden aufschlägt.
Das Laufen mit Schuhen folgt hingegen einem ganz anderen
Bewegungsablauf. Im Fersenbereich sind meist dicke Dämpfungsschichten
integriert, sodass die Ferse höher steht als die Zehen. Diese sogenannte
Sprengung führt unter anderem dazu, dass die Läufer nicht auf dem
Vorfuß, sondern zuerst im Fersenbereich auf dem Boden aufsetzen. Die
Form und Gestaltung des Laufschuhes führt also dazu, dass wir fast
automatisch zu einem Fersenlaufstil „umschalten“. Hier sehen viele
Mediziner eine Ursache für typische Läuferbeschwerden.
Es gibt Wissenschaftler, die das abrüsten des Laufschuhs befürworten, da durch die sehr starke Dämpfung in einigen Schuhen Beschwerden (Schienbeinkanten-Syndrom) hervorgerufen werden da viele Läufer im Sprunggelenk nach innen abknicken (Pronation).
Die
Stoßbelastungen beim Barfußlaufen wurden von Wissenschaftlern untersucht. Die Forscher stellten Überraschendes fest: Vorfußläufer ohne
Schuhe erzeugten geringere Aufprallkräfte bei der Landung als
Rückfußläufer mit Laufschuhen. Dies führen die Experten auf den beim
Vorfußlauf elastisch federnden Fuß zurück. Dabei müssen Wadenmuskeln und
Achillessehne allerdings Höchstarbeit leisten, während beim Rückfußlauf
das ganze Körpergewicht direkt auf das dünne Fettpolster des
Fersenbeins prallt.
Hieraus entstanden die sogenannten Minimalschuhe und viele Läufer stellten sowohl Schuhe als auch Ihren Laufstil um. Barfußlaufschuhe erzwingen ein Vorfußlaufen. Herkömmliche Laufschuhe
hingegen, deren Fersenbereich dick gedämpft ist und deshalb höher steht
als der Zehenbereich, führen fast automatisch zu einem Rückfußlauf: Die
Ferse setzt immer zuerst auf.
Gerade Läufer mit Fußfehlstellungen – am häufigsten sind es Knick- oder
Senkfüße – haben negative Erfahrungen mit dem „natürlichen“
Vorfußlaufstil gesammelt. Bei ihnen traten oft vermehrt Schmerzen im
Mittelfuß, Sprunggelenk und Wadenbereich auf.
"Einer, der wissen muss, wo die Grenzen zwischen medizinisch sinnvollem
Bewegungsstil und Marketingmythos liegen, ist Professor Dr. Gert-Peter
Brüggemann, Leiter der Biomechanik an der Deutschen Sporthochschule Köln
und Mitentwickler des „Nike Free“, eines Barfußschuhes mit vielfach
gekerbter, beweglicher Laufsohle. Er sieht die heißen Diskussionen in
Läuferkreisen zum richtigen Laufstil differenziert. Das vielfach
empfohlene Umsteigen auf den Vorfußlauf nennt er einen „fatalen Trend“.
Das reine Vorfußlaufen, bei dem nur noch die Fußballen Kontakt mit dem
Boden haben, ist mit hoher Instabilität, hohen muskulären Anforderungen
und großen Kräften in Sprung- und Kniegelenken verbunden. „Es ist
definitiv davon abzuraten“, betont Brüggemann. „Da hilft auch kein
Barfußlaufschuh.“
"Denn um die hohen Aufprallkräfte beim Vorfußlaufen auch über längere
Distanzen wie Halbmarathon und Marathon zuverlässig abfedern zu können,
sind sehr gut trainierte Wadenmuskeln und eine starke Achillessehne
erforderlich – worüber viele Läufer nicht verfügen. Brüggemann und sein
Forscherteam empfehlen stattdessen den Vollfußlauf, also das Aufsetzen
im Bereich des Mittelfußes. Dadurch liegt der Punkt, wo die Stoßkräfte
wirken, unter oder unmittelbar vor dem Sprunggelenk, sodass nur kleine
Drehmomente wirken, die von der Muskulatur stabilisiert werden müssen.
Brüggemann bezeichnet dies als die „natürlichste Form der Fortbewegung“,
die auch mit Barfußschuhen gut zu bewältigen sei. Dafür geeignet sind
auch stabilere Laufschuhe, bei denen Fersen- und Zehenbereich auf
gleicher Höhe liegen. Dadurch ist ebenfalls das Landen auf dem ganzen
Fuß möglich."
Fazit:
Von einem „zwanghaften Umstieg vom Rückfuß- auf den Vorfußlauf“ ist abzuraten. Nur ganz
selten ist es notwendig, den gewohnten Laufstil zu wechseln. Es könnte etwa bei
einem schmerzhaften Schienbeinkantensyndrom oder bei Kniebeschwerden
sinnvoll sein. Und wenn ein Wechsel erfolge, sei immer eine langsame
Anpassungsphase wichtig. In dieser Zeit müssen beispielsweise Muskelgruppen im
Unterschenkel trainiert werden, die den Fuß stabilisieren können. (Schienbeinmuskeln, Wadenmuskeln, Adduktoren, Strecker und Beuger im Oberschenkel). Hin
und wieder mit Barfußschuhen zu trainieren ist sicherlich nicht verkehrt, dann allerdings nur mit ausreichend kräftiger Muskulatur und auf entsprechendem Untergrund. Sportlern
mit starken Fußfehlstellungen ist vom Umstieg auf Natural Running abzuraten.
Quelle: Saarbrückener Zeitung (Texte in "Anführungszeichen sind zitiert")
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