Hallo liebe Leser,
heute möchte ich euch einen sehr interessanten Beitrag zum Thema Krafttraining mit Kindern nicht vorenthalten.
Viel Spaß beim Lesen.
Häufig wird beim Thema Krafttraining
für Kinder vor Überlastung und Gefahren aufgrund eines Krafttrainings
gewarnt, obwohl die sportwissenschaftliche Forschung längst zeigen
konnte, dass Kinder bereits vor der Pubertät von einem Krafttraining
profitieren können. Eine kritische Haltung zum Krafttraining mit Kindern
und Jugendlichen ist mit dem aktuellen Forschungsstand schon seit
langem nicht mehr vereinbar.
Anpassungen durch Krafttraining?
Dass
Kinder von einem Training der Kraft profitieren, wurde lange Zeit
bestritten. Begründet wurde dies mit den fehlenden Sexualhormonen, die
in nennenswerten Mengen erst während und nach der Pubertät im Organismus
vorhanden sind. Bestätigt wurde dies durch frühe Studien in den
1970er und 1980er Jahren, in denen oftmals keine Effekte durch ein
Krafttraining aufgezeigt werden konnten. Das lag jedoch eher darin
begründet, dass die in den Studien verwendeten Übungen suboptimal waren
und die Intensitäten zu gering gewählt wurden, so dass Aussagen zur
motorischen Kraft aus diesen Studien nicht abgeleitet werden konnten.
Krafttrainingseffekte werden leider zu oft allein mit Muskelwachstum in
Verbindung gebracht, obwohl gerade beim Krafttraining mit jungen
Sportlern eben die neuronalen Anpassungen im Vordergrund stehen sollten.
Hierbei lassen sich bei entsprechenden Intensitäten bereits sehr gute
Effekte erzielen. Die Einsatzziele eines Krafttrainings sind dabei weit
gestreut. Die Frage nach möglichen Leistungssteigerungen ist dabei eher
als untergeordnet zu betrachten, da in erster Linie gesundheitsfördernde
Aspekte bzw. pyscho-physische Veränderungen im Mittelpunkt der
Betrachtungen stehen.
Dürfen Kinder Kraft trainieren?
Die
Kernfrage im Rahmen eines Krafttrainings mit Kindern stellt sich nicht
hinsichtlich des Ausgangspunkts „ob“ Kinder Kraft trainieren dürfen,
sondern eher „wie“ Kinder Kraft am effektivsten trainieren können.
Krafttraining stellt für den kindlichen Organismus keine Gefahr dar:
Wenn Statistiken zu Verletzungen und Unfällen im Sport herangezogen
werden, dominieren die Spielsportarten das Verletzungsgeschehen, während
Krafttraining eher weniger Probleme verursacht. Aufgrund der
Beliebtheit von Spielsportarten wie Fußball werden solche Analysen auf
eine bestimmte Zahl von Übungsstunden relativiert. In Tabelle 1 sehen
Sie eine Übersicht zu Verletzungsgeschehen bezogen auf 100 Stunden
Schulsport aus einer internationalen Studie. Schaut man sich des
Weiteren die Arten der Verletzungen an, erkennt man, dass die im
Krafttraining erlittenen Verletzungen eher Stoßverletzungen sind, z. B.
an Hanteln, die nicht ordnungsgemäß weggeräumt wurden, und kaum beim
Training erlittene Verletzungen.
Sport | Verletzungen pro 100 Teilnahmestundenim Schulsport |
---|---|
Leichtathletik (USA) | 0,570 |
Leichtathletik (Großbritannien | 0,260 |
Basketball (Dänemark) | 0,300 |
Basketball (USA) | 0,030 |
Fußball (Dänemark) | 0,560 |
Fußball (Großbritannien | 0,100 |
Gewichtheben (Großbritannien) | 0,0017 |
Gewichtstraining (Großbritannien) | 0,0035 |
Tab. 1: Verletzungshäufigkeiten relativiert am Auftreten im Schulsport
Welche Gefahren drohen bei einem Krafttraining?
Im
Wesentlichen kann eine falsche Technik eine Gefährdung für die
Gesundheit bedeuten. Deshalb ist es wichtig, dass Lehrer und
Übungsleiter die Technik selber beherrschen und in der Lage sind, die
richtige Technik zu vermitteln. Das Krafttraining muss vorbereitet
werden, indem Rumpf und Haltemuskulatur gekräftigt und die Beweglichkeit
optimiert werden. Zudem muss die Belastungssteigerung den Anpassungen
der passiven Strukturen folgen. Knochen, Sehnen und Bänder haben eine
vergleichsweise längere Anpassungskarenz als die Kraftentwicklung. Vor
allem auf der Basis neuronaler Anpassungen geht das Steigern der
Kraftfähigkeit recht schnell voran. Um Überlastungsschäden zu vermeiden,
sollte deshalb gerade beim Einstieg in ein Krafttraining die
Belastungssteigerung zunächst einmal langsam erfolgen. Dementsprechend
sind auftretende Überlastungsschäden beim Krafttraining in der Regel
durch Übertraining bedingt und kein immanentes Problem eines
Krafttrainings. Die häufig genannte Gefahr von Schädigungen im Bereich
der Wachstumsfugen ist für das Krafttraining mit Kindern nicht belegt.
Im Gegenteil gibt es Hinweise, dass die Wachstumsfugen viel eher im
Fußball oder im Turnen auftreten können.
Welche Intensitäten sind sinnvoll?
Zu
den Intensitäten im Krafttraining mit Kindern ist wenig bekannt.
Oftmals wird die Intensität sehr niedrig angesetzt, um Überlastungen zu
vermeiden. Dadurch verschwimmt jedoch häufig die Grenze zum
Krafttraining, da bei zu niedrigen Intensitäten die Einflussgrößen eines
Krafttrainings nicht mehr zum Tragen kommen. In einer Studie mit
Kindern einer Grundschule im Alter von im Durchschnitt 8,6 Jahren wurde
ein 10-wöchiges Krafttraining durchgeführt. Dabei wurde 2-mal pro
Woche bei 70–80 % der Maximalkraft trainiert. Im Vergleich zur
Kontrollgruppe konnten signifikante Zuwachsraten bei der Maximalkraft
der Beinstrecker gemessen werden. Dabei blieb die Muskelmasse
unverändert, so dass die Anpassungen in Form der Kraftsteigerung den
neuronalen Anpassungen zugeschrieben werden können. Ähnliche Effekte
wurden in anderen Studien festgestellt, bei denen z. T. Steigerungsraten
von 75 % bezogen auf die Maximalkraft festgestellt wurden.
Krafttraining in der Schule?
Auch
wenn das Krafttraining nicht auf den offiziellen Lehrplänen zu finden
ist, sollte durchaus auch aus pädagogischen Gründen das Krafttraining
eine wichtige Rolle im Sportunterricht spielen. Fehlt einem Kind die
Kraft, kann es andere wichtige Übungen beispielsweise aus dem Turnen
nicht schaffen. So korreliert der Aufschwung am Reck z. B. mit der Kraft
der Bauch- und Armmuskulatur. In der Schule können durch ein
vorbereitendes Krafttraining anspruchsvolle Turnübungen eingeführt
werden. So vermeiden Sie, dass sich die Schüler anhand von Fehlversuchen
die Kraft antrainieren. Denn Fakt ist, dass einige Übungen ohne ein
Mindestmaß an Kraft nicht ausführbar sind. Allerdings ist in der kurzen
Zeit, die die Schüler in einer Woche Sportunterricht haben, nur schwer
an überdauernde Anpassungen zu glauben. Aus diesem Grund kann nur
empfohlen werden in Form von Zusatzangeboten wie AGs oder in
Zusammenarbeit mit den Sportvereinen entsprechende Angebote aufzubauen.
Dies gilt um so mehr, da das Krafttraining eben auch aus präventiven
Gründen ungemein wichtig ist. Haltungsschäden sind dabei nur eine
Dimension, denn Krafttraining spielt auch eine immer größere Bedeutung
wenn es um stoffwechselbezogene Probleme wie das metabolische Syndrom
geht.
Die Zielsetzung bedingt das Training!
Im
Training von Kindern gibt es unterschiedliche Ziele, die verfolgt
werden können! Das sind einmal die pädagogischen Zielstellungen, in
denen um Aspekte wie folgende geht:
- das steigern des Selbstbewusstseins
- Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten stärken
- den respektvollen Umgang mit anderen Kindern lernen
- Fairness und andere Werte vermitteln
Auf der anderen Seite spielt das Ziel, die Gesundheit
zu verbessern, eine sehr große Rolle. Dabei stehen einmal die
physiologischen Wirkungen von Sport im Mittelpunkt. Dass die
Veränderungen, die durch das Trainieren von Kraft und Ausdauer
hervorgerufen werden und die bei Kindern beispielsweise die Haltung
verbessern oder vor bewegungsmangelinduzierten Erkrankungen, wie dem
metabolischen Syndrom schützen. Lange Zeit stand dabei das
Ausdauertraining im Mittelpunkt, wobei die positiven Effekte eines
Krafttrainings verkannt wurden. Weit wichtiger wie diese Wirkungen sind
bei Kindern aber auch die Freude und der Spaß an Bewegung, die durch das
Training gefördert werden können. Die Frage lautet dann, wie am besten
Kraft- und Ausdauertraining am besten transportiert werden müssen.
Kinder dürfen Kraft trainieren, dem Sportlehrer oder Trainer kommt die
Aufgabe zu Konzepte und Inhalte zu entwickeln, bei denen ein
kindgerechtes Training zu einem Mehr an Spaß führt, bei gleichzeitig
optimaler Entwicklung der motorischen Fähigkeiten.
Tipps für Ihr Training
- Krafttraining sollte bei Kindern bereits in der Grundschule eine wichtige Rolle spielen.
- Gestalten Sie das Krafttraining mit Kindern abwechslungsreich.
- Bauen Sie regelmäßig neue Übungen in die Programme mit Kindern ein.
- Die Bewegungsqualität sollte im Fokus stehen.
Quelle: www.Trainingsworld.com
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